Abu Simbel

Abu Simbel

Am Westufer des oberägyptischen Nassersees befinden sich die Tempel von Abu Simbel südöstlich der Ortschaft Abu Simbel, die nur 20 Kilometer von der sudanesischen Grenze entfernt ist. Die zwei Felsentempel wurden anlässlich der Aufstauung des Nassersees zwischen 1963 und 1968 aus ihren ursprünglichen, zu tief gelegenen Positionen entfernt und 64 Meter erhöht auf der Abu Simbel Hochebene neu platziert.

Bedeutung und Entstehungszeit der Tempelanlagen

Die Tempel von Abu Simbel wurden in der Regierungszeit des bedeutenden altägyptischen Pharaos Ramses II. (1279-1213 v. Chr., 19. Dynastie) errichtet. Der größere der beiden Tempel erinnert an Ramses II., während der kleinere Tempel Nefertari, der „Großen königlichen Gemahlin“ des Pharaos sowie der Muttergottheit Hathor gewidmet ist.

Da Nefetari etwa 1255 v. Chr. verstarb, wird vermutet, dass mit dem Bau der Tempelanlagen zwischen 1260 und 1250 v. Chr. begonnen wurde. Im Inneren der Tempel befinden sich farbige Reliefs, die zusätzliche Hinweise auf den Errichtungszeitraum geben. So werden z. B. Kriegszüge des Pharaos aus der Zeit seiner Mitregentschaft mit seinem Vater Sethos I. (1323-1279 v. Chr.) dargestellt. Außerdem wird der dritte Sohn von Ramses II., der früh verstorbene Prinz Ramses ohne Todessymbol abgebildet, woraus ein Beginn der Innenausstattung der Tempel vor dem Jahr 1253 v. Chr. gefolgert wird.

Der große Tempel


Die Architektur des in einen felsigen Berghang gebauten großen Tempels ist einem frei stehenden altägyptischen Allerheiligstentempel nachempfunden. Die Außenfassade wurde ähnlich einer (für ägyptische Tempelanlagen typischen) pylonartigen Toranlage gestaltet, die üblicherweise durch zwei mit einem Zwischentor verbundene Türme gekennzeichnet ist.
Die vier, 21 Meter hohen Sitzbilder von Ramses II. an der 32 Meter hohen und 38 Meter breiten Tempelfassade zeigen den Pharao mit der unter- und oberägyptischen Doppelkrone. Der Abstand zwischen den Ohren der Kolossalstatuen beträgt vier, der Abstand zwischen den Mundwinkeln einen Meter. Die unmittelbar links des Eingangs befindliche Sitzfigur, die nicht mehr über Kopf und Torso verfügt, wurde bereits kurz nach ihrer Errichtung im 34. Regierungsjahr Ramses‘ durch ein Erdbeben beschädigt. Wohl wegen dieses Erdbebens wurden noch in der Regierungszeit von Ramses II. innerhalb des Tempels Stützmauern eingezogen.
Zwischen Eingang und Heiligtum liegen Hallen, die mit Reliefs und Schriften geschmückt sind, die von den kriegerischen Erfolgen Ramses‘ berichten. Im Heiligtum selbst befinden sich Abbildungen von Ramses II. sowie der zwischen 18. und 20. Dynastie verehrten Götterdreiheit aus dem Erd- und Hauptschöpfergott Ptah, dem „König der Götter“ Amun-Re und dem falkenköpfigen Sonnengott Re-Harachte. Die Zusammenstellung dieser Abbildungen bringt die neue Philosophie von Ramses II. zum Ausdruck, der sich als gleichberechtigt mit anderen Gottheiten betrachtete.

Der kleine Tempel

Der Nefertari und der Göttin Hathor gewidmete kleine Tempel wurde 150 Meter in nordöstlicher Richtung errichtet. Der Aufbau der Abu Simbel Tempelanlage entspricht dem großen Tempel, verfügt jedoch über einen einfacheren Grundriss. Die Wände der Innenhalle sind mit religiösen Motiven verziert.


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Interessante Fakten zu Abu Simbel im Überblick:

  • Abu Simbel ist ein Ort im ägyptischen Teil Nubiens
  • Der Name Abu Simbel ist eine europäische Umstellung des arabischen Abu Sunbul
  • Abu Simbel liegt in einer der wärmsten und trockensten Regionen Ägyptens